Weibliche B I: SG Luhdorf/Scharmbeck vs HSG Wennigsen/Gehrden
Ehrfurcht
Was gibt es schöneres als Respekt vor der eigenen Leistung. Tolle Begrüßung in Luhdorf. Schon das Hinspiel war begleitet von einer netten Atmosphäre. Aber es war noch eine Standortbestimmung und ein Abtasten. Wir hatten unser erstes Spiel hoch verloren und Luhdorf gewonnen. So war die Erwartungshaltung damals auf beiden Seiten eine andere. Dieses Mal werden wir begrüßt mit den Worten. „Naja, gegen euch erwarte ich eh keine Punkte“. Ich denke natürlich insgeheim, dass ich die Punkte schon erwarte, aber das behalte ich für mich. Aber ein Lob für das eigene Team hört man immer gerne. Besonders der Respekt des Trainers vor HM 12 ist groß. Die 17 Tore aus dem Hinspiel sind ihm noch in schmerzhafter Erinnerung. Außerdem sitzt seine Topspielerin leider verletzt nur auf der Bank. Gerade hat Sven noch vor ihr gewarnt. Aber so ist Handball. Da kann man auch mal verletzt ausfallen. Wir können zwar aus dem Vollen schöpfen, aber natürlich fängt jedes Spiel bei 0-0 an. Und wenn ich an die vermeintliche Startaufstellung denke, die Sven mir zugeflüstert hat, lässt die schon an ein wenig Übermut denken. Er lässt mit Neomi und Vanessa knapp 75% der Tore aus dem HSC Spiel zum Start auf der Bank sitzen und Rike spielt auf Außen. Natürlich werfen die anderen auch nicht mit Wattekugeln, aber nicht nur ich, auch so manches Mädel hätte sich wohl etwas mehr „Sicherheit“ zum Start gewünscht. Aber wer Coach Köster kennt, weiß, dass er sich auch gerne kurzfristig nochmal anders entscheidet. Also bleibt es bis zum Anpfiff spannend. Auch für mich, da ich gerade bei der technischen Besprechung weile, als Sven die Aufstellung verkündet.
Aber warum reden wir so lange, schauen wir doch einfach auf die Platte, ob der Plan des Kösterli aufgeht. Es bleibt bei der Aufstellung und los geht es definitiv mit Augenreiben. Nicht die Verwarnung, die für den Gegner bereits nach 15 Sekunden ausgesprochen wird, sondern wegen des ersten Tores. Ida vom Kreis. Einen schönen Pass von Sarah kann sie aufnehmen und direkt verwandeln. So früh im Spiel ein Tor vom Kreis? Da könnte mal jetzt als Kreisspieler eigentlich abschalten, da nicht viel mehr Pässe an den Kreis zu erwarten sind. Aber evtl. haben sich ja die Passgeberinnen etwas weiterentwickelt und mit ihnen der Spielaufbau. Nun aber weiter im Spiel. Jolina kann sich gleich zwei Mal auszeichnen und lässt den technischen Fehler im Angriff vergessen. Nach drei Minuten fällt dann trotzdem der Ausgleich zum 1-1 was das Team aber herzlich wenig stört, da Sarah und Rike innerhalb einer Minute treffen und wir schnell mit 3-1 in Führung gehen. Danach leider mal wieder ein altbekanntes Problem. Durch eine Strafe spielen wir zwar zwei Minuten in Überzahl, können diese aber nicht nutzen, sondern kassieren ein Gegentor, ohne das wir ein eigenes erzielen können. Da wir dann drei Chancen liegen lassen und Jolina „nur“ zwei Bälle abwehren kann, erzielt Luhdorf folgerichtig den Ausgleich zum 3-3 nach 10 Minuten. Doch auch der Trainer des Heimteams kann sich nicht lange freuen, da es irgendwie ein wenig Vogelwild zugeht. Zuerst können Rike und Hannah uns wieder mit zwei Toren in Front bringen, als es eine Premiere bei den Golden Girls gibt. Nach einer ungestümen Abwehraktion von Leni beraten die Schiedsrichter kurz und zücken tatsächlich die rote Karte. Schock auf der Bank. Kein böses Foul, da beim Handball die Spieler aber vor Verletzungen geschützt werden soll, wird halt härter durchgegriffen als bei den „weicheren“ Sportarten wie Fußball und Co. Ein weitere Unterschied sind die Auswirkungen. Die betroffene Spielerin, in diesem Fall Leni, darf zwar für den Rest des Spiels nicht mehr mitwirken, für die Mannschaft bedeutet das zusätzlich aber nur die normale Unterzahl von zwei Minuten. Danach darf das Team wieder auffüllen. Außerdem kann Leni im nächsten Spiel auch wieder mitspielen und muss keine weitere Sperre fürchten. Die Mannschaft schaut leicht betreten Leni hinterher, die auf die Tribüne muss. Schauen alle betreten? Nein, Vanessa nicht unbedingt. Nicht weil sie kein Mitleid hat, aber sie kennt das Gefühl aus ihrer Zeit vor den Golden Girls. Mannschaftsintern hätten auch die meisten auf Vanessa (nicht böse gemeint, aber Du weißt wieso 😉) als erste Spielerin getippt, die eine rote Karte bekommt, aber nun hat es Leni erwischt. Kann beim Handball passieren und ist nicht weiter schlimm. Wird auch bestimmt mal wieder passieren. Für die Gegenspielerin hatte der Zusammenstoß (mehr war es ja auch nicht) Gott sei Dank ja auch keine weiteren Folgen. Leni entschuldigt sich und damit ist die Situation ja im Spiel auch erledigt. Schade halt, weil sich Verwandtschaft auf die weite Reise nach Luhdorf gemacht hatte, die die nächsten 36 Minuten einer Mannschaft ohne „eigene“ Beteiligung zuschauen werden. Zu sehen bekommen sie ein Überzahlspiel wie es sein sollte. Zumindest vom Ergebnis her. Zwei eigene und kein gegnerisches Tor machen unter dem Strich ein 5-5 nach 15 Minuten. Warum nur ist dieses Überzahlspiel nicht von uns. Vogelwild halt. Nach vorne geht es nach dem Schock und der Unterzahl dann wieder weiter wie bisher, nach hinten wird aber etwas disziplinierter gearbeitet. Zumindest fünf Minuten lang. Diese Zeit nutzen die Deistermädels für vier Tore in Folge und können damit endlich mal mit 9-5 eine etwas beruhigendere Führung herausspielen. Das war es aber auch schon mit der Disziplin. In den nächsten fünf Minuten werden vorne ein paar Bälle verworfen und hinten wird ein 3-0 Lauf der Heimteams zugelassen, so das wir mit einer 11-9 Führung in die Kabine gehen.
Wie so oft beschwert Sven sich mal wieder, dass wir schon viel höher hätten führen können, wenn etwas konzentrierter gespielt worden wären. Jaja werden die Mädels sich denken. Wollen wir ja auch. Klappt halt nicht immer. Aber man führt ja trotzdem und irgendwie hat man das Spiel und Gegner ja auch im Griff. Die rote Karte wird nur kurz angesprochen. Ist halt eine unglückliche Situation und keine Absicht gewesen, wie sie immer mal wieder vorkommt. Daher gilt bei Sven ja auch immer die Devise, wenn jemand im Lauf frei durch ist, Hände weg und laufen lassen, damit keine Verletzungen passieren. Jetzt aber Hände (besonders in der Abwehr) wieder hoch und raus auf die Platte.
Irgendwas war doch? Ach ja. Es gab kurz vor der Pause noch eine Strafe für Luhdorf, die zum Großteil in Halbzeit zwei „abgefeiert“ werden muss. Was bedeutet das für uns? Kein Tor. Ups, doch ein Tor. Immerhin einen 7-Meter können wir verwandeln. Da aber auch Luhdorf innerhalb dieser Zeit noch trifft, hat uns die Überzahl wieder mal keinen zählbaren Vorteil gebracht. Wieder mal! Wenn Kerze das mitbekommt, gibt es Ärger 😉Aber der zündet sein Licht ja richtigerweise dieses Mal nicht an und wird auch (noch) nicht vermisst. Der Ärger über die nicht genutzt Überzahl verfliegt dieses Mal recht fix, da erst Rike zum 13-10 und danach Vanessa treffen. Besonders dieser Treffer lässt die Bank der Golden Girls aufjubeln und löst wahrscheinlich beim Gegner ein anerkennendes Kopfnicken aus. Einen Tempogegenstoß schließt sie mit einem wunderschönen Heber ab. Chapeau Vanessa. Dann zeigt und Luhdorf mal wieder, wie Überzahl geht. Lotti sitzt eine Strafzeit ab, als sie 2x treffen. Nach hinten können sie dieses Mal auch keine Überzahl und so schaffen wir zwei Tore, was uns wenigstens in reinen Zahlen nicht schlecht aussehen lässt. Die Zwischenzeit bis zu unsere nächsten Strafe (haben wir immer so viel?) können wir aber nutzen, um uns weiter abzusetzen uns so steht es 18-13 für uns, als sich Gidsel zu uns auf die Bank gesellt. So, jetzt werden Tipps angenommen. Wie wird Luhdorf diese zwei Minuten nutzen? Ja, mit 2 eigenen Toren. Da sie dieses Mal nichts zulassen, steht es, als Gidsel wieder auf den Platz geht, „nur“ noch 18-15. Jetzt werden aber mal wieder die Ärmel hochgekrempelt und nach hinten nichts mehr zugelassen. Nach einem Heimtor sind drei Tore für uns die Folge und die dürften Luhdorf jetzt den letzten Nerv rauben. Irgendwie merkt man auch, dass sich bei ihnen die Körpersprache verändert. Während sie bislang immer noch an sich glaubten, lassen sie jetzt ein wenig die Schultern hängen. Das hat zur Folge, dass sie zwar das 16-21 nach 38 Minuten erzielen können, aber in der Abwehr werden sie löchrig. Nach einem schönen Zuspiel von Gidsel bestaunen die Zuschauer nicht nur einen weiteren Heber von Vanessa, da Neomi die neuen Lücken in der Deckung jetzt gnadenlos nutzt, steht es nach 41 Minuten 23-16 für die Golden Girls. Eine Auszeit für die Heimmannschaft soll nochmal taktisch für die letzten 10 Minuten einstellen, aber die Zuschauer sehen erstmal das 24-16 für die HSG. Dann trifft zwar wieder eine Köster, die trägt aber die Farben aus Luhdorf. Auch dort gibt es dieses Namen. Sogar 2x als Spielerinnen. Jorit und Marit. Jorit hat getroffen, muss dann aber erstmal beim schönsten Tor des Abends zusehen. Zumindest nach Aussage von unserem Köster auf der Bank. Eine wunderschöne Vorbereitung von Sarah an den Kreis kann dieses Mal Jule abschließen und zum 25-17 treffen. Also kann man sagen, dass es nicht nur bei dem Pass gleich zu Beginn, an den Kreis, geblieben ist. Auch die Außen wurden in diesem Spiel etwas besser in Szene gesetzt. Da huscht sogar kurzzeitig ein kleines Lächeln über Hannahs Gesicht. Ganz kurz nur aber genauso ansehnlich wie ihre Tore von außen. Es gibt also doch noch Hoffnung für Handballästheten. Das Tor von Jule hat dann auch endgültig die Gegenwehr des Heimteams zum Erlahmen gebracht. Vier weitere Tore sind die Folge, so dass es drei Minuten, vor dem Ende, nach einem Heimtor 29-18 steht. Das nächste Tor bedeutet Kuchen. Sven erlaubt mittlerweile den Versuch des Kempa, der aber zwei Mal verbömmelt wird. Ist es Absicht, um den Kuchen zu vermeiden? Kurz vor dem Ende fällt dann doch noch Tor Nummer 30 und Sarah darf sich in der Küche versuchen. 30-18 und Abpfiff.
Letztendlich ein ungefährdeter Sieg, der dann aber doch ein wenig zu hoch ausgefallen ist. Luhdorf hat toll gekämpft und lange mitgehalten. Sie wurden am Ende nicht für dem Kampf belohnt, aber so ist es nun mal im Sport. Es kommen auch wieder andere Tage. Die Punkte holt ihr euch bald wieder. Bei den Golden Girls herrschte natürlich Freude. Es sind zwar nicht wieder 17 Tore von Rike geworden, aber mit Vanessa ist unser Spiel abwechslungsreicher geworden. Das sollte den Gegnern Angst machen. Einzig Leni schaute weiter bedröppelt aus der Wäsche am im nächsten Spiel gibt es ja die Möglichkeit, es wieder besser zu machen. Einzig ein lautes Bollern an der Kabinentür sorgt beim Umziehen für einen kurzzeitigen Stimmungskiller. Was war das? Wollte der Geist des Handball seine rote Karte zurück? Wir werden es wohl nie erfahren, aber nach dem ersten Schock konnte auch darüber gelacht werden. Mit den beiden Punkten im Gepäck lässt sich die Rückreise auch gleich viel entspannter antreten. In der nächsten Woche folgt nur ein Heimspiel gegen Eyendorf. Dort hatte man die erste, durchaus erfolgreiche Begegnung in einem Spiel mit der Patte. Zu Hause dann aber ohne Patte wir sind gespannt.
Für die Golden Girls spielten: Jolina (Tor/ 9 Paraden), Vanessa (10), Rike (7), Neomi (4), Sarah (3), Hannah (2), Jule (2), Ida (1), Lorena (1), Leni, Lotti und Gidsel
Weitere Informationen zur HSG Jugend findet ihr auf: HSG Wennigsen/Gehrden Handballjugend